Antioxidantien sind bekannt dafür, unseren Körper vor Schäden durch sogenannte freie Radikale zu schützen. Diese instabilen Moleküle entstehen unter anderem durch Stoffwechselprozesse, UV-Strahlung, Luftverschmutzung oder Entzündungen – und können bei Übermaß unsere Zellen angreifen. Man spricht dann von oxidativem Stress, der mit zahlreichen chronischen Erkrankungen und vorzeitigen Alterungsprozessen in Verbindung steht.
Frisches Obst, Gemüse, Nüsse oder Kräuter liefern wertvolle Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E oder sekundäre Pflanzenstoffe. Weniger bekannt, aber nicht weniger spannend: Auch bestimmte Probiotika besitzen antioxidative Wirkmechanismen, die den Körper auf mehreren Ebenen unterstützen können.
Wie Probiotika antioxidativ wirken – ein Überblick
Forschungen zeigen, dass verschiedene Stämme von Milchsäurebakterien (z. B. Lactobacillus plantarum, Lactobacillus rhamnosus, Bifidobacterium longum) antioxidative Eigenschaften entfalten können – durch direkte und indirekte Prozesse:
1. Neutralisierung freier Radikale
Einige Probiotika sind in der Lage, freie Radikale direkt zu binden und zu neutralisieren – ähnlich wie bekannte Antioxidantien aus der Ernährung. Die Zellmembran bestimmter Milchsäurebakterien enthält spezielle Enzyme oder Peptide, die diese Reaktion ermöglichen. Studien zeigen, dass z. B. L. plantarum reaktive Sauerstoffspezies in vitro wirksam abfangen kann.
2. Anregung körpereigener Schutzsysteme
Darüber hinaus stimulieren bestimmte probiotische Stämme die Produktion körpereigener Schutzstoffe wie:
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Glutathion – das wichtigste zelluläre Antioxidans,
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Superoxiddismutase (SOD) – ein Enzym, das freie Radikale abbaut,
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Katalase – ein Enzym, das Wasserstoffperoxid in Wasser und Sauerstoff zerlegt.
Diese körpereigenen Systeme sind ein wesentlicher Teil der zellulären Abwehr und können durch einen ausgeglichenen Darm gezielt unterstützt werden.
3. Reduktion stiller Entzündungen
Oxidativer Stress und chronische, „stille“ Entzündungen stehen in enger Wechselwirkung. Ein gestörtes Mikrobiom kann entzündungsfördernde Botenstoffe (Zytokine) freisetzen, die den oxidativen Stress im Körper erhöhen. Probiotika helfen, das Gleichgewicht wiederherzustellen – sie unterstützen die Darmschleimhaut, senken die Durchlässigkeit („Leaky Gut“) und regulieren entzündliche Prozesse.
4. Bindung und Ausscheidung von Toxinen
Ein weiterer indirekter Effekt: Einige Probiotika bilden Enzyme, die schädliche Substanzen im Darm abbauen oder binden – darunter Schwermetalle, Pestizidrückstände oder Stoffwechseltoxine. Diese werden über den Stuhl ausgeschieden, was die antioxidative Belastung im Körper ebenfalls verringern kann.
Probiotika vs. klassische Antioxidantien – ein Vergleich
Probiotika wirken nicht wie klassische Antioxidantien, die einfach freie Radikale „wegfangen“. Ihr Ansatz ist umfassender: Sie stärken die natürlichen Schutzmechanismen, reduzieren Entzündungen und fördern Entgiftungsprozesse – also genau die Faktoren, die oxidativen Stress aufrechterhalten oder verstärken können.
Besonders interessant ist dieser Effekt bei Menschen mit erhöhtem oxidativem Stress, etwa durch chronische Entzündungen, intensive körperliche Belastung, Umweltgifte oder stressbedingte Erschöpfung. Auch in der Anti-Aging-Forschung und bei neurodegenerativen Erkrankungen werden antioxidativ wirkende Probiotika inzwischen untersucht.
Antioxidativer Schutz beginnt im Darm
Ein gesunder Darm ist ein zentraler Bestandteil der körpereigenen Abwehr gegen oxidativen Stress. Probiotika liefern dabei keinen schnellen Effekt wie Vitamin C, wirken aber tiefgreifend regulierend. Sie stärken die antioxidative Kapazität deines Körpers von innen heraus – nachhaltig, ganzheitlich und auf natürliche Weise.
Wer seine Darmgesundheit pflegt, tut damit auch seiner zellulären Gesundheit und seinem Immunsystem einen großen Gefallen.